Der Jesus-Deal by Andeas Eschbach

Der Jesus-Deal by Andeas Eschbach

Autor:Andeas Eschbach [ESCHBACH, ANDREAS]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-08-26T04:00:00+00:00


Kapitel 26

Jesus (…) kam zum Grabe. Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor. Jesus spricht: Hebet den Stein weg! Martha, die Schwester des Verstorbenen, spricht zu ihm: Herr, er riecht schon, denn er ist schon vier Tage hier. Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, werdest du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob die Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Doch ich weiß, dass du mich allezeit erhörst; aber um des umstehenden Volkes willen habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Und als er solches gesagt, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, an Händen und Füßen mit Grabtüchern umwickelt und sein Angesicht mit einem Schweißtuch umhüllt.

Das Evangelium nach Johannes, Kapitel 11

Vater kam nicht mit zu Isaaks Beerdigung. Er charterte ihnen ein Flugzeug, einen achtsitzigen Lear-Jet, der sie, versorgt durch eine freundliche, schweigsame Stewardess, nach San Francisco und zurück brachte, aber er selber blieb zu Hause. Er sagte nicht, warum, tat, als höre er diesbezügliche Fragen nicht. So, wie er humpelte, mochte man vermuten, dass sein Bein schlimmer geworden war, doch irgendwie bezweifelte Michael das. Er schämte sich zwar für seine Zweifel, trotzdem hatte er sie. Er hielt seinen Vater für halsstarrig, dickköpfig und unversöhnlich, sogar über den Tod hinaus.

Da die Beisetzung am frühen Vormittag stattfand, mussten sie zeitig starten, mitten in der Nacht, und verdösten den größten Teil des Fluges. Auch, als sich die Maschine ihrem Ziel näherte, schwiegen sie, jeder in seine Trauer und seine Gedanken versunken.

Michael fühlte sich schrecklich. Schrecklich, weil er sein Versprechen nicht eingelöst, es nicht einmal versucht hatte. Okay, wahrscheinlich wäre es sowieso aussichtslos gewesen, wenn er jetzt sah, wie hart und unnachgiebig sein Vater blieb. Aber wie gesagt, er hatte es ja nicht einmal versucht. So war sein Bruder als Verstoßener gestorben und sein letzter und größter Wunsch unerfüllt geblieben.

Wobei das noch nicht einmal das Schlimmste war. Denn selbst angenommen, sein Vater hätte sich erweichen lassen und Isaak die Rückkehr erlaubt: Was hätte ihm das genützt? Isaak hatte gesündigt, so sehr, dass er nicht in den Himmel kommen würde. Keine Chance. Sie würden einander also nicht wiedersehen, niemals. Am Tag des Jüngsten Gerichts würde Isaak zu denen gehören, die ins ewige Feuer geworfen wurden.

San Francisco war in dichten Nebel gehüllt, als sie ankamen, ein kühler Tag. Ein Taxi erwartete sie am Flughafen, brachte sie fast auf die Minute pünktlich zu dem Friedhof, auf dem alles stattfand. Mutter zögerte vor dem Aussteigen. Sie sah Michael an und bekannte: »Ich rechne mit dem Schlimmsten.«

Sie sollte recht behalten.

Die Beerdigung war ein Zirkus, der keinerlei Ähnlichkeit mit einer christlichen Zeremonie hatte. Die Trauernden, die sich versammelt hatten – verblüffend viele, Hunderte von Menschen, Männer meist, aber auch Frauen –, trauerten wirklich, das musste man zugeben; vielen strömten die Tränen über die Gesichter. Doch diese sogenannte Pastorin, die am Grab stand! Das war eine dralle,



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